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The Amiga Future 167 was released on the March 5th.

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Neuss 2000

Description: Amiga Aktuell Ausgabe 7/2000

Categories: [DE] Messeberichte

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[url=https://amigafuture.de/app.php/kb/viewarticle?a=1821&sid=f91ce96458a99f9ca0b51df00da7d678]Artikeldatenbank - Neuss 2000[/url]

Die große, kleine Messe - ein Bericht aus Neuss (von Martin Baute)

»Die "Welt der Alternativen" ist klein geworden, - zumindest räumlich gesehen - das war mein erster Eindruck von der World of Alternatives, die in der Neusser Stadthalle veranstaltet wurde.

Nach dem rapiden Rückgang der Besucherzahlen und des Niveaus der Messe in Köln - zu spüren schon 1998, und letztes Jahr nicht mehr zu übersehen - hatte ich schon fast befürchtet, in Neuss einen verbesserten Flohmarkt vorzufinden. Doch im Gegensatz zur Fläche stand das Niveau dieser Messe der Home Electronics World in nichts nach.

Man sah viele bekannte Gesichter. Vielleicht ZU bekannt, denn wenn man bei jedem zweiten Besucher das bestimmte Gefühl hat, ihn schon einmal auf einer ähnlichen Veranstaltung gesehen zu haben, dann fehlt dem Markt frischer Wind. Natürlich keine wirklich neue Entdeckung... So waren denn auch keine aufregend neuen Produkte zu bestaunen; die Demo-Animation der Fantasy- Simulation "Tales of Tamar" war hier eine nennenswerte Ausnahme, die von den Besuchern auch alle halbe Stunde entsprechend gewürdigt wurde.

Ansonsten war von der Messe nur wenig zu berichten. Ja, hier und da gab es Software in einer neuen Version, oder eine weitere Hardware für den betagten A1200. Am Stand von individual computers hatte Jens Schönfeld einen von Jay Miner handsignierten A1000 ausgestellt.

Der Besucherstrom füllte zwar zeitweilig die Halle bis zum Bersten, was aber aufgrund der sowieso herrschenden Enge nicht viel besagt.

Und doch war ein aufziehender frischer Wind zu spüren, und zwar aus Richtung der Vortrags-"Räume". Bill McEwen, Präsident von Amiga Inc., war aus den USA angereist, um den Wissensdurst der Anwender- und Entwicklergemeinde zu stillen. Im Gepäck dabei hatte er die Erstausgabe des Amiga Software Developer Kits (SDK) - das, entgegen vorheriger Ankündigungen, auch ohne unterzeichnete Stillschweigenserklärung frei verkäuflich war.

Genaueres zum SDK werde ich später noch sagen, doch einen kleinen Dämpfer vorneweg: Nein, das SDK enthält keine grafische Entwicklerumgebung. Es enthält noch keinen startfähigen neuen Desktop, auf dem man sofort neue Anwendungen ausprobieren kann. Es fehlen noch verschiedene Teile (z.B. 3D- und Sound-Unterstützung). Und der Anteil der Firma Amiga Inc. an diesem SDK ist (noch) relativ gering. Der Großteil des SDKs ist von und über Tao, den Technologie-Partner von Amiga Inc.

Doch auf der anderen Seite - neben dem beinahe obligatorischen C/C++- Compiler (einer modifizierten Version des gcc) enthält das SDK eine Java Virtual Machine (die laut Sun 22-mal schneller bei der Darstellung von Multimedia-Inhalten ist als jede andere JVM), einen Java-Compiler mit Unterstützung für PersonalJava 1.1.7 - zertifiziert durch Sun, volle Unicode-Unterstützung, Dokumentation und Tools zum Programmieren in VP (dem Objekt-basierten, binärkompatiblen Makro-Assembler, der die Grundlage für das neue Betriebssystem bildet), sowie fast 300 Seiten gedruckter Dokumentation zusätzlich zu 4 MByte (gepackter) Online-Dokumentation. Ich lasse das einmal für sich selbst sprechen.

Mindestens genauso interessant wie das SDK waren die Informationen, die man bei den Präsentationen Bill McEwens erhaschen konnte. Partnerschaften, Möglichkeiten, Zukunftsaussichten - wer die Anstrengungen von Amiga Inc. mit dem vergleicht, was EsCom bzw. Gateway zu Wege gebracht haben, muss von dem Schwung und Tempo der neuen Mannschaft begeistert sein. Ob dieses Unternehmen von Erfolg gekrönt sein wird, liegt nicht (allein) in unserer Hand. Aber Bill McEwen glaubt ganz offensichtlich felsenfest an sein Projekt, und er versteht es, andere mit seinem Enthusiasmus anzustecken.

Man merkte zwar deutlich, dass viele seiner Zuhörer sich stärkere Zugeständnisse an den "Classic"-Markt gewünscht hätten. Mehrfach wurde die Frage nach einer Weiterentwicklung des AmigaOS 3.5 gestellt. Doch McEwen enttäuschte diese Hoffnungen, und er tat es offen, ehrlich und mit einer verständlichen Begründung: Das AmigaOS auf den PPC zu portieren, wäre eine Aufgabe von 18 bis 24 Monaten - und selbst dann wäre diese Portierung nur zu 80% vollständig (sprich, kompatibel), da viele Teile des OS sehr eng mit den Custom Chips verknüpft sind.

Da sich schon das OS 3.5 nur sehr zögerlich verkaufen ließ - und ein auf PPC basierender Hardware-Nachfolger von A4000 und A1200 ebenfalls nicht in Sicht ist - würden sich die Anstrengungen einer solchen Portierung einfach nicht auszahlen.

Statt dessen will sich Amiga Inc. voll auf die Zukunft, auf das neue OS (das ja eigentlich ein OE - Operating Environment - sein soll, Collas läßt grüßen) und auf neue Partnerschaften konzentrieren. Jahrelang haben wir darüber geschimpft, dass "unsere" jeweiligen "Mutterkonzerne" schwachsinnige Entscheidungen getroffen, Marktchancen nicht erkannt und keine Zukunftsvisionen entwickelt haben. Bleibt nur zu bedauern, dass nach einem Jahrzehnt technologischem Stillstand eine "Wiederbelebung" der "Classic"-Amigas inzwischen unter "schwachsinnige Entscheidung" fällt. Traurig, aber wahr.

Also, wie sieht die Zukunft aus?

Das SDK ist - zumindest für Entwickler - der erste Schritt. Die Version 1.0 ist noch recht eingeschränkt: Sie läuft nur mit einer Linux-Installation als Host, und auch nur auf einem x86er Prozessor. Offiziell getestete Linux-Distributionen sind Red Hat 6.1 (_nicht_ 6.2, die diverse Fehler enthält!), und Corel Linux. Verschiedene Anwender haben das SDK auch unter der hierzulande leichter erhältlichen SuSE 6.4-Distribution erfolgreich getestet.

Spätere Versionen des SDK (Updates können umsonst aus dem Internet heruntergeladen werden) laufen dann auch auf anderen Prozessoren, z.B. APUS-Linux auf PPC-Amigas - aber auch StrongARM, MIPS, SH/4 und andere CPUs, wie sie z.B. in Spielkonsolen viel verwendet werden. Diese Kompatibilität über CPU-Grenzen hinweg gilt dann natürlich auch für das endgültige OS für Anwender.

Das OS-Endprodukt wird dann auch andere Betriebssysteme als Host nutzen können, so z.B. Windows (98, NT, CE) oder QNX. Unterstützung für Nicht- Desktop-OS wie EPOC oder PalmOS sind in der Entwicklung. So kann man später ganz einfach mal in das neue AmigaOS "reinschnüffeln", ohne gleich vollends umsteigen zu müssen - für Quereinsteiger sicher ein starkes Argument.

Natürlich wird das neue Betriebssystem später keinen Host mehr benötigen, sondern wahlweise auch als eigenständiges OS fungieren können - entsprechende Treiber vorausgesetzt (wobei Haage & Partner bereits angekündigt hatten, ihr WarpUP entsprechend anzupassen). Für Entwickler wird empfohlen, ein System mit AMD-K6-2 CPU, Matrox G400 Grafikkarte, Soundblaster Live! und 128 MByte RAM anzupeilen, da dies die Spezifikationen für die Amiga DevBox sind.

Volle Unterstützung für Entwickler bei Hardware-Problemen kann und wird Amiga Inc. aber nur bei den Maschinen leisten, die von lokalen Händlern unter Lizenz als DevBox im Bundle mit dem SDK verkauft werden.

Und der Anwender, der nicht programmieren kann oder möchte?

Nun, Bill McEwen hat den AmigaOne angekündigt, einen Multimedia-Desktop mit dem neuen Betriebssystem, der von Amiga Inc. entwickelt und von einer Partnerfirma hergestellt werden wird, sobald das neue Betriebssystem soweit ist. Über die verwendete Hardware wollte er noch nichts sagen, denn es wird noch einige Zeit dauern, bis es soweit ist. Andererseits, wenn das Betriebssytem einmal fertig ist, wird es ziemlich egal sein, auf welcher Hardware man es einsetzt...

Martin Baute