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Der Traum vom A500... (von Dirk Wenk)

Wir schreiben das Jahr 3217. Dies sind die Abenteuer der U.S.S Ent.....upsi... falscher Film...

Wir schreiben das Jahr 1987. Es ist Weihnachten und ich freue mich riesig, denn ich habe einen Amiga 500 geschenkt bekommen Juchu!

Alles ist super, beeindruckend und schnell. Aber es vergeht die Zeit wie im Fluge und schon haben wird 1992/93 ... In der Zwischenzeit reichte die Grundausstattung nicht mehr und eine 2. Floppy, Kick 2.05 und eine Speichererweiterung von satten 2MB mußten her. Neidisch schaut man auch mal in die eine oder andere Zeitschrift, wo von Turbokarten und sogar von Festplatten berichtet wird und man denkt sich: So was will ich auch mal haben ... =)

Jetzt schreiben wird das Jahr 2000 ... Wow, was für ein Sprung! Inzwischen steht der A500 im Schrank und auf dem Tisch bzw. darunter steht ein A4000 mit allem Drum und Dran im Tower, daneben noch ein A1200, der als Server dient.

Nun sitzt man da und denkt an die guten alten Zeiten. Was gab es denn so vor 5-10 Jahren eigentlich noch mal? Also ab ins Zeitschriften-Archive (ich kann doch nix wegschmeißen!). Dort unten im Dunklen stehen die alten Kisten voll mit guten alten Amiga-Magazinen (hust, staub). Beim Aufbrechen der ersten Schatzkis..., äääh, Archivkiste fällt schon mal der erste Blick auf´s Datum..9/92. Mann, ich erinnere mich an diese Ausgabe als wäre es gestern . Ist es den schon sooo lange her?

Und beim Durchblättern der alten Ausgaben stoße ich auf einen Artikel, der rot markiert ist. Es ist ein Testbericht von der "Blizzard Turbo Memory Board"-Turbo-Karte. Eine Karte die einen MC68000 mit 14 MHz und bis zu 8 MB Speicher beherbergt und dazu auch noch einen so genannten Shadow-Speicher hat, in den man ein Kickstart-Image reinladen kann.

Ja, jetzt erinnere ich mich wieder. So was wollte ich damals haben. Ein Blick auf den damaligen Preis und mir wird schlecht "DAS" konnte ich mir damals nicht leisten!...

Also zurück an den A4000 und im Internet ein bißchen hier und da nach Erweiterungen gesucht, die meinen A500 zu neuem Leben erwecken sollen! So, meine Überlegung, könnte ich die ganzen alten guten Spiele wieder rauskramen und zocken . Und siehe da, eine Blizzard wird angeboten, sogar mit 3MB RAM! Und der Preis? Nur ein Bruchteil von damals! Die 50 DM sind schnell überwiesen und schon ist die Karte bei mir!

Den Rechner auf und ..., äääh, Moment, was ist denn das? Eine Kickstartumschaltplatine ist im Weg. Mann, die habe ich total vergessen! Was nun? Welches Rom lasse ich drin? Es sind Kick 1.2 und Kick 2.05. Mmmh... Am besten Kick 1.2 für die alten Games, für den Rest könnte ich ja den Shadow-Speicher benutzen! Halt mal, den muß man ja erst mal bestücken! Was muß denn da rein? Aha, 4 IC´s die zusammen 512 KB ergeben. Die Conrad- und Bürklin-Kataloge sind recht ernüchternd, was die Preise angeht.

War da nicht doch mal was mit 512 KB? Ja, die alte 512-KB- Speichererweiterung des A500, bevor die 2-MB-Karte dazu kam! Nur, wo ist die olle Karte??? Nachdem ich mein Zimmer auf den Kopf gestellt hatte, kam die Karte endlich zum Vorschein. Nur muss ich jetzt erst mal wieder aufräumen (schon wieder . Die 4 Speicherchips sind schnell ausgehebelt und auf die Blizzard gesetzt.

So, der erste Testlauf kann losgehen! Rechner an! Läuft! Juchu! Schnell wird Kick 2.05, das ich vorher ausgelesen habe, mit dem mitgelieferten Tool ins Shadow-RAM geladen. Schwupdiwup, Kick 2.05 ist drin und läuft wunderbar! Der Speed ist erstaunlich. 1.48 Mips bringt die Karte und ist damit um den Faktor 2.67-mal schneller als der Standard-A500! Aber das Beste ist, man kann es auch abschalten!

Schnell surfe ich wieder im Internet und da fällt mir noch was ein! Ja, ein 1-MB-Chipram-Agnus muß her! Ein "72a" ist auch schnell aufgetrieben und da die 2-MB-RAM-Erweiterung doch die Option bietet 512 KB als Chip-RAM zu adressieren, wird der Agnus auch gleich eingebaut! Von der Gary- Adapterplatine ein Jumper ins Gehäuse geschraubt, und schon kann ich von 512 KB auf 1024 KB Chip-RAM umschalten.

Gleich mal ein paar Spiele zocken... Oh je, bei Monkey Island 2 macht's keinen Spaß, selbst mit 4 Floppys sind 11 Disketten einfach zuviel.

Aber Moment mal! Es gibt doch auch Festplattencontroller für den A500! Also ins Netz und suchen! Schnell ist eine interne Karte gefunden, eine M- Tec AT-500. Aber ob die noch reinpasst? Wie sieht die überhaupt aus? Also ab ins Archive. Ja, ein Testbericht ist auch schnell gefunden, allerdings ohne Bild. Nur die Empfehlung der Redaktion usw. Eine Spitzenkarte, aber kein Bild! Also weitergesucht, irgendwo muß die doch auch beworben worden sein . Ja, und endlich ein Bild . Die Platine ist klein und sehr flach, ob das wohl paßt? Ich wage es und bestelle mir die Karte, denn bei 37 DM kann man nicht viel falsch machen (Karte ist natürlich eine gebrauchte)! Früher war die viel teurer!

Und ganz schnell ist die Karte da, aber wie üblich habe ich keine Zeit, also vergeht noch eine Weile, bis das große Krabbeln ...äääh Basteln anfängt.

Es ist Samstag morgen. Ein perfekter Tag zum Basteln A500 raus und aufgeschraubt! Wie baue ich das Teil jetzt ein? Auf oder unter die Blizzard? Ich versuche es zuerst auf der Blizzard, da es besser aussieht. Was sich leider als Fehler herausstellt! Nicht alles, was auf den ersten Blick gut aussieht, funktioniert auch! Meine erste Befürchtung war, dass durch den Takt von 14Mhz, der von der Blizzard kommt, der Controller nicht mehr funktioniert, aber das ist nicht der Fall. Statt dessen funktioniert der Speicher auf der Blizzard nicht mehr! Argh...! Also erstmal beiseite damit, denn es ist noch ein Problem aufgetreten! Mit Kick 1.2 laufen weder 1MB-Chip-RAM noch die Festplatte. Und Kick 2.05 einzubauen ist auch nicht der Hit, denn dann würden die ganz alten Spiele nicht mehr laufen! Also muß Kick 1.3 her. Bei dieser Gelegenheit fällt mein Blick im Internet auch auf eine Umschaltplatine mit Flachbandkabel!

Mit Hilfe des Flachbandkabels sollte die Umschaltplatine weit genug weg sein, um nicht mehr zu stören. Also wird die gleich bestellt. 18 DM mit Kick 1.3 ist ein noch annehmbarer Preis. Das nächste Wochenende naht und der A500 wird wieder zum Basteln rausgeholt. Umschaltplatine rein, Kick 2.05 noch mit drauf. Was angesichts der Kabel, die am Kick 2.05 baumeln, nicht ganz so einfach ist, das ist so ein Adressen-Problem, soweit ich weiß. Also alles eingebaut und diesmal erst den Controller und darauf die Blizzard montiert. STROM EIN! Nix.. Na klar! Das Netzteil heult so komisch... Zum Glück hat ich noch eins vom A1200 übrig! Also rangestöpselt und los!

Guru! Häää? Guru? Wie? Was? Wo? Wieso? Also auf Kick 2.05 geschaltet. Wieder Guru! M***, was kann das sein? Inkompatibel, geht durch meinen Kopf. Nein, das darf nicht sein! Nicht jetzt, wo ich schon soweit bin! Also wieder alles raus und einzeln noch mal getestet. Aha! Der IDE-Controller baut diesen M***! Ja, und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Denn auf der angeschlossenen Festplatte, die früher einmal im A1200 war (2.5" 170MB), ist als Dateisystem SFS installiert und dazu noch die 020-Version, glaube ich. Kann ja nicht gehen! Also noch mal alles einbauen, mit Kick 2.05 starten, ins Boot-Menü und Festplatte abschalten. Aaah, er bootet von Disk! Gut, also Festplatte formatieren, OFS als Dateisystem installieren und noch mal testen. LÄUFT!!! Juchu! So was hat man gerne! Jetzt hab ich 14 MHz Power und Festplatte und 1 MB Chip-RAM und das alles voll schaltbar! So kann ich auch die superalten Spiele wieder spielen. Das nenne ich 100% kompatibel!

Doch Moment mal! Das Abschirmblech paßt nicht mehr drauf! Ach egal dann eben ohne, doch die Tastatur paßt auch nicht mehr. Ist einfach zu hoch geworden bei diesem Sandwich-Bau! Aber es sind doch nur ein paar Millimeter! Wie bekomme ich das runter? Ich weiß, den Abstandssockel entfernen und noch mal versuchen! Paßt immer noch nicht, da sind ein paar Kondensatoren im Weg. Aber man ist ja inzwischen gebildet und hat einen Lötkolben im Haus. Ausgelötet und flach wieder rein! M***, paßt immer noch nicht, denn jetzt hängt er sich auf dem Flachbandkabel von der Umschaltplatine auf. Genau gesagt auf dem Stecker, der im ROM-Sockel sitzt! He, den brauch ich doch sowieso nicht! Also den ROM-Sockel ausgelötet und den Sockel vom Flachbandkabel eingelötet. So, jetzt muß es aber passen! Und tatsächlich, der Deckel geht zu. Ob auch das Abschirmblech paßt? Also versuche ich es drauf zu schrauben und es paßt tatsächlich gerade noch. Zusätzlich hält es dieses Sandwich sogar fest im Sockel. Und auf dem Abschirmblech wird jetzt auch noch fix per doppelseitigem Klebeband die Festplatte aufgeklebt! Zugeschraubt und wow: Alles drin und läuft!

Ach, da fehlt doch immer noch etwas! Ja, genau, die Festplatten-LED! Also Bohrmaschine raus und ein Loch gebohrt. LED eingeklebt und mit dem IDE- Controller verbunden. Erst leuchtet nix...! Klar, weil falsch rum! So, jetzt geht's aber! Jetzt bin ich glücklich. Es hat zwar lange gedauert, bis ich mir das Alles leisten konnte und es ist nicht gerade top-aktuell oder so was, aber es ist mein! Noch mal zur Übersicht: Amiga 500 rev. 5 mit "Blizzard Turbo Memory Board" 68000/14 MHz + 3 MB Fast-Ram + 512 KB Shadow- RAM, M-Tec AT-500 IDE-Controller mit einer 2.5" 170 MB Festplatte, einen "Fatter Agnus 72a", der per Schalter zwischen 512 KB und 1024 KB umgeschaltet werden kann, eine Kickstart Umschaltplatine mit Flachbandkabel bestückt mit Kick 1.3 und 2.05, eine 2 MB Slow-RAM- Speichererweiterungskarte, natürlich auch abschaltbar.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine interne Flicker-Fixer Karte. Denn die würde gerade noch reinpassen! Dann ist aber Schluß! Ach ja, der Controller bringt an der Festplatte reichlich 1.4 MB/s, was doch recht gut sein dürfte. Mit einer guten Cache-Einstellung sind bestimmt noch ein paar Kilobyte mehr rauszuholen. Das Einzige was mich noch stört ist, dass das externe "Action Replay MK3"-Modul sich ab Adresse 400.0000 einbindet. Wenn man jetzt sieht, dass der Speicher auf der Blizzard den Adressbereich von 200.0000 bis 4ff.ffff belegt, kann man sich schon vorstellen was passiert, wenn man dieses Modul aktiviert! Guru-Guru-Guru! Aber man kann den Speicher ja zum Glück auf der Blizzard abschalten. Dann läuft auch dieses Modul wieder.

Happy Hacking! Auf dieser Maschine schafft man mit den rc5 des Clients locker 1000 keys/s.

Ich hoffe diese kleine Story hat euch gefallen. Sollte jemand versuchen es nachzumachen und an einer Stelle nicht wissen, wie es weiter geht, dann melde er sich bei mir Und sollte mir jemand nicht glauben, dem schicke ich ihm gerne einen SysInfo-Ausdruck. =)

Dirk Wenk