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Martin Schüler von ESCENA

(Antworten teilweise noch vom März, 1. Mai komplett erhalten)

Am heutigen Tage wurde Martin Schüler von ESCENA von Fabio Trotta zum Brainstormer Projekt befragt. Wann können wir auf diesen Leistungsschub in unseren AMIGA`s hoffen ?

1. Hallo Martin, wie lange bist du schon AMIGA User ?

Seit August 1987.

2. Aus welchem Grund bist du beim AMIGA, und nicht etwa beim ATARI ?

Wir hatten zuerst einen Atari (1986) weil mein Vater den damaligen 70 Hertz-Bildschirm für wichtig hielt.

So mußte ich für meinen ersten A500 erst meinen C64 verkaufen. Der Grund war, wie wohl damals bei den meisten, die Grafik und die Faszination der Coprozessoren.

Aber erst als ich das Buch "Amiga ROM Kernel Reference Manual: Exec" kaufte hatte, habe ich gemerkt, was ich da eigentlich für einen Rechner gekauft hatte. Ich war derart überrascht, daß ich die ersten wesentlichen Teile noch auf einer Parkbank in Bremen gelesen hatte, bevor ich überhaupt nach Hause fuhr.

3. Was machst du, wenn du nicht gerade für den AMIGA Markt tätig bist ?

Sport und Klavierspielen, so es die Zeit erlaubt.

4a. Liegt dein Interesse nur bei Hardware, oder spielst du auch gerne ?

(Der "homo faber" kann nicht ohne "homo ludens" - frei nach Hesse/Frisch). Ein mehrstündiges konzentriertes Spiel schafft besser einen klaren Kopf als ein Vollrausch und das ohne seine Nebenwirkungen.

Am nächsten Morgen hat man plötzlich ganz andere Lösungsansätze für ein Problem, an dem man am Abend vorher noch fast verzweifelte.

Ich spiele momentan viel zu wenig. Müßte ich vielleicht ernsthaft erwägen, etwas zu daran ändern. In der nächsten Phase wird ein klarer Kopf noch stärker gebraucht, als in der gerade abgeschlossenen, stark durch wiederholende Vorgänge geprägten Layout-Abschnitt.

Vor April wird sich das aber wohl dennoch nicht ändern.

4b.Wenn ja, was sind momentan deine Lieblingsspiele ?

Fast ausschließlich Multiplayerspiele und Spiele mit denen ein bischen Taktik/Knobelei verbunden ist. Der Computer soll Mittel bleiben und nicht zum Zweck werden. Ausnahmen waren Half-Life und Diablo. All-time-Highlights sind Archon-I und Siedler-I.

5. Welche Computer verrichten bei dir zu Hause ihren Dienst ?

Im Hause laufen verschiedene Systeme, die miteinander vernetzt sind. Amigas und PCs mit Windows, Linux und NetBSD. Linux läuft überwiegend Remote. Die (Arbeits-)Amigas sind alle 3000D/25.

Einfach klasse, wenn man Rechnungsdaten per ARexx aus der Tabellenkalkulation ziehen kann, damit in den Texteditor (DME) in das TeX-Form verfrachtet, auf dem Fileserver speichert, dann einen schnellen Rechner nutzt, um das TeX zu kompilieren und dies dann entweder wieder auf dem Amiga (alternativ über X unter Windows) kontrolliert, bevor man dies wiederum auf dem Printserver ausdruckt.

So kann man sich für jede Aufgabe die Umgebung und Applikation herauspicken, mit der man gerade am produktivsten ist. Aber die jüngste Stromrechnung war eine Überaschung. Es wäre schön, wenn man das haben könnte, ohne drei (oder teils mehr) Rechner dafür laufen haben zu müssen.

Wünschenswert wäre eine der gerade günstig angebotenen UltraSparc-II-500, da Hardwareentwicklung unter *NIX einfach produktiver ist, als unter Windows. Während die Hardware mit $995 im Vergleich zu früheren Jahren geradezu als Schnäppchen erscheint, sind die fünfstelligen Lizenzen der dazu nötigen Software recht problematisch.

6. Wie lange existiert ESCENA nun schon ?

Die ESCENA als solches (als GmbH) existiert seit Q1/1996.

7. Aus welchem Beweggrund heraus wurde ESCENA gegründet ?

Die logische Folge der Überlegung, der professionellen Arbeitsweise auch einen entsprechenden Rahmen zu geben. Damals mußte ich aber noch viel lernen, insbesondere was Absicherung von Transaktionen betraf.

So wurde die GmbH ein fulminanter Fehlstart. Zwar waren Einkauf, Technik und Logistik auf Vordermann, unter Ausbleiben der zugesicherten Aufträge mußten die Kosten (im wesentlichen Personal) zum Kollaps führen, später begonnene eigene Akquisition konnte aus Zeit- und damaligen Erfahrungsgründen nicht mehr gelingen.

Auch wenn das Personal noch so engagiert war, war ich dennoch gezwungen, schließlich die Notbremse zu ziehen, konnte zwar die Gesellschaft erhalten, aber mußte das Personal entlassen.

Dies ist eine schwere Entscheidung, die ich auch meinen Feinden nicht an den Hals wünsche (Auch wenn man, um wirklich Feind zu sein, schon recht skrupellos sein müßte. Dann geschähe eine Entlassung ohnehin per Fingerzeig).

Dies ist auch der Grund, warum ich heute Petros Entscheidung, die letztlich zur bedauerlichen Auflösung von Amiga Deutschland führte, mit äußerstem Respekt begegne.

8. Welcher Aufgabe gehst du genau nach ?

Man könnte es als "Mädchen-für-alles" umschreiben, auch wenn dieser Terminus eigentlich etwas anderes bedeutet. Einkauf, Entwicklung, Test, Software, Buchhaltung, PR (Note 5, derzeit), Vertrieb, Finanzdisposition sind wesentliche Teile, auch wenn ich in zunehmenden Maße in der Technik delegieren kann. Das wird gerade beim AmigaONE Projekt deutlich besser werden.

Bei der Belastung ist es immens wichtig, richtige Prioritäten zu setzen. Beispielsweise war es mir sehr wichtig, per Mail gestellte Fragen stets zu beantworten, zum einen, um Verbesserungspotential zu erfahren, zum anderen, um Unklarheiten auszuräumen.

Bis zu einem bestimmten Punkt habe ich, wenn auch mit gelegentlich mehrwöchiger Verzögerungen, alle Mails beantwortet. Aber dann war ich gezwungen, den Umgang damit umzustellen, die Mail nur noch zu lesen und dann für spätere Bearbeitung einzusortieren. Erst diese Woche habe ich wieder einen großen Teil der Mails abarbeiten können, so daß "nur" noch 300 Mails offenstehen. Dies werde ich aber neuerdings wahrscheinlich aber ebenfalls in gewissen Maße delegieren können.

9. Das Brainstormer Projekt läßt nun schon einige Zeit auf sich warten. Was waren die Gründe für die Verzögerungen ?

Eigentlich kann man das auf zwei wesentliche Punkte zurückführen. Mangelnde Finanzausstattung und bodenlose Unterschätzung der mit dem Brainstormer verbundenen Arbeit.

Hätte ich im vornherein vom Umfang gewußt, wäre ich sicher davor zurückgeschreckt. Einen Brainstormer oder AmigaONE hätte es dann wohl nicht gegeben.

Im nachhinein bin ich aber äußerst froh, das Brainstormer Projekt angegangen zu haben, da es noch für viele weitere Projekte die Grundlage gelegt hat.

10. An welchem Punkt seid ihr nun angekommen, und wann kann man mit einer Veröffentlichung rechnen ?

Wir haben das Brainstormer vor einiger Zeit so überarbeitet, daß das Layout mit dem aktuellen Technologiestand starten könnte. Allerdings haben wir aufgrund des AmigaONE nicht die Ressourcen das jetzt durchführen zu können. Wir haben den Prototypen aber für das 3. Quartal anvisiert.

In vielen Fällen werden sich viele Amiga-User sicherlich für den AmigaONE entscheiden, aber wir bleiben dem Produkt, dem die wesentlichen Bausteine für das AmigaONE-System entspringen, treu und werden es, wenn nötig, später auch in verhältnismäßig kleinen Stückzahlen produzieren.

11. Welche Erweiterungen habt ihr für euer Board geplant (Grafikkarte, Bussystem ...) ?

Der Brainstormer hat eine interne Schnittstelle, die nach dem PCI-Protokoll funktioniert. Damit können Module mit Standardchips aus der PC-Welt gebaut werden. Vorgesehen war zudem, daß die Spezifikation dazu auch für Dritthersteller offengelegt wird.

Allerdings ist die Arbeit an einem eigenen Modul (mit USB, SCSI und Grafik) aufgrund der Verzögerungen des Brainstormers selbst zunächst eingestellt, zumal auch der damals favoristierte Savage3D von S3 mittlerweile nicht mehr produziert wird. Konkretere Planungen einer Anpassung auf modernere Chips liegen noch nicht wieder vor.

12. Wie könnte ein zukünftiges Projekt von euch aussehen ?

Wird nicht geradezu immer beklagt, wenn Sachen angekündigt werden, die noch nicht fertig sind?

13. Von Elbox wurden mittlerweile weitere G3/G4 Karten angekündigt, denkst du auf dem AMIGA Markt ist Platz für 2 Konkurrenz Produkte ?

Auch für mehr. Jedes Produkt schafft sich mit seinen Besonderheiten seinen Markt. Wenn die Beteiligten realitätsnah kalkulieren, werden alle selbst (oder gerade) unter Konkurrenz nur gewinnen, nicht verlieren.

Dazu sind die Ansätze zu verschieden. Bei direkt konkurrierenden Produkten, wobei dann das eine einfach günstiger oder besser ist, als das andere, wäre das natürlich nicht der Fall.

14. Wie steht es deiner Meinung nach momentan um den AMIGA ?

Besser denn je.

15. Was hältst du von AMIGA Inc`s Plänen und vom AMIGA One ?

Hm. Wohl eine Standardfrage. Zu Amiga Inc. ist zu sagen, daß ich wohlwollend, aber reserviert gegenüberstand. Ich habe frühzeitig persönlich Kooperationsbereitschaft signalisiert und Möglichkeiten angesprochen. Millionenträume in anderen Sparten haben AInc möglicherweise anfangs dafür keinen Blick haben lassen. Ich bin aber froh, daß noch rechtzeitig Einsicht kam und erstmals seit ESCOM wieder ernsthafte Bestrebungen bestehen. sich auf die ursprünglichen Werte zu besinnen.

Zum AmigaONE nur, daß ich ihn zwar wohl als einer der ersten genießen darf, bis dahin aber vermutlich schon zig-mal verflucht haben werde. Elektronik hat eben immer Ihre Tücken, wobei sich die nächsten erst zeigen, wenn man die (scheinbar) letzten gerade beseitigt hat.

16. Hast du einen Kommentar für unsere Leser ?

Von etwaigem Störfeuer, gleich von welcher Seite, sollte man sich nicht irritieren lassen und sich wie immer sein eigenes Urteil bilden. St.-Louis wird hierbei sicherlich eine bedeutende Rolle spielen.

Die firmenübergreifenden Kooperationen, die es erst ermöglichen, eine abgerundete Kombination von Hard- und Software zu schaffen und diese auch erfolgreich im Markt zu positionieren, ermutigen hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten bedanken.

Vielen Dank für die Zeit die du investiert hast. Ich wünsche euch viel Erfolg und alles gute mit dem Brainstormer und nachfolgenden Projekte. Ich würde mich freuen endlich die Power des G3/G4 im AMIGA zu sehen.

Ihr erreicht ESCENA unter http://www.escena.de.