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The Amiga Future 167 was released on the March 5th.

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Achim Stegemann

Description: vom 12.9.2000

Categories: [DE] Interviews

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[url=https://amigafuture.de/app.php/kb/viewarticle?a=93&sid=7f112f03607f9c156d05d96cf868c5d1]Artikeldatenbank - Achim Stegemann[/url]

Stelle dich uns doch mal kurz vor:

Ich heiße Achim Stegemann, bin 32 Jahre alt und mache an der Uni Heidelberg gerade mein Staatsexamen in Mathemathik und Chemie.

Beschreibe doch mal die Software, die du schreibst.

Das Hauptprodukt, welches ich momentan kommerziell vertreibe, heißt "Digital Almanac III". Das ist ein Astronomieprogramm mit PPC-Unterstützung. Nebenbei habe ich noch einige Aminet-Tools herausgebracht, wie diverse Datatypes und Libraries mit WarpOS-Unterstützung (asyncio.library, xpkGZIP).

Kannst du uns mal "Digital Almanac" (DA) näher beschreiben ?

DA ist ein virtuelles Teleskop, mit dem man zu jedem Zeitpunkt und von jedem Punkt der Erde, aber auch des Sonnensystems aus, die momentane Sternenkarte inklusive Planetenstellung ansehen kann. Quasi ein Planetarium auf dem Rechner. Es ist vom Aufbau her den bekannten Programmen "Distant Suns" bzw. "Digital Universe" recht ähnlich. Allerdings wurden diese Projekte schon vor längerer Zeit für den Amiga eingestellt. Daher ist DA das einzige Programm dieser Art, welches für den Amiga up-to-date ist. Vor allem unterstützt es die neuere Hardware, allen voran PPC-Boards und Grafikkarten.

Ein weiteres Feature von DA ist seine große Datenbank. Es enthält ca. 25 Millionen Sterne, über 100,000 sog. Deep-Sky-Objekte (das sind Galaxien, Nebel etc) und über 80,000 kleinere Objekte, wie Asteroiden und Kleinplaneten. Von dieser Seite her gesehen ist es sehr umfangreich und durchaus mit professionellen Programmen im PC-Bereich zu vergleichen.

Seit wann bist du Amiganer?

Schon seit 1987. Nachdem mit der Einführung des A500 der erste preisgünstige Amiga zur Verfügung stand, habe ich sofort zugeschlagen. 1992 habe ich mir dann einen A4000 in der EC-Version gekauft, auf dem ich heute noch meine Programme schreibe, natürlich entsprechend aufgerüstet.

War der Amiga dein erster Computer ?

Nein. Wie so viele andere Amiganer auch, begann meine Computerbegeisterung schon Anfang der 80er Jahre mit den damaligen Commodore PETs, die wir in der Schule stehen hatten. 1983 habe ich mir dann einen C64 gekauft, später einen C128.

Seit wann programmierst du ?

Auch schon seit Anfang an. Es hat mir schon immer Spaß gemacht, diesen Elektronenhirnen zu sagen, was ich will und nicht umgekehrt. Zuerst habe ich in Basic auf den PETs angefangen, dann Assembler auf dem C64 und C128. Auf dem Amiga habe ich dann sofort mit C und Assembler angefangen, später dann noch C++.

Und seit wann programmierst du kommerziell ?

Ich habe damit erst recht spät angefangen. Ich habe zwar schon vorher etliche Programme geschrieben, darunter auch diverse Filemanager, Mandelbrotprogramme, auch ein Raytracer war dabei, doch haben diese nie den Weg nach "draußen" geschafft.

"Digital Almanac" ist von seiner Art her ein ungewöhnliches Projekt, gar nicht Mainstream. Wie bist du darauf gekommen ?

Die Entstehungsgeschichte geht noch auf den C64 zurück. Da gab es mal 1984 in einem C64er-Magazin ein Listing in Simons Basic namens "Sternenhimmel". Mich hat diese Materie derart fasziniert, dass ich es kontinuierlich weiter entwickelte. Da es aber auf dem Amiga schon sehr früh professionelle Software für astronomische Zwecke gab, hat sich eine Veröffentlichung nie gelohnt. Erst als 1997 die damals bekanntesten Programme "Distant Suns" und "Digital Universe" vom Amiga-Markt verschwanden, sah ich eine Chance, mein eigenes Programm zu veröffentlichen.

Somit ist Astronomie ein Hobby von dir ?

Ja. Schon als Kind hat mich das ganze fasziniert. Aber erst durch mein Studium an der Uni hatte ich auch das notwendige Werkzeug in der Hand, das damals so kleine Programm zu dem zu machen, was es heute ist.

Und wie war die Resonanz ? Das Programm ist ja sehr speziell.

Ja, das ist richtig. Ich war erst sehr skeptisch, denn schließlich ist DA ja kein Mega-Seller a la Opus Magellan oder MUI, was ja Tausende von Amiga-Usern anspricht. Aber die Verkaufszahlen von DA haben mich ermutigt, weiterzumachen.

Und wie sieht die Resonanz auf DA III aus ?

Darüber kann ich noch noch wenig sagen, da das Programm erst seit Ende August verfügbar ist. Aber ich bemerke schon die allgemein schwachen Verkaufszahlen im Amiga-Bereich. Eine konkrete Aussage mache ich erst im nächsten Jahr.

Arbeitest du mit anderen Gruppen/Firmen zusammen ?

Als Alleinentwickler fehlt mir dafür leider die Zeit. Aber bei Problemen kontaktiere ich schon mal diverse Mailing-Listen und andere Amiga-Programmierer. So habe ich im Rahmen des IFF-RGFX-Projektes mit Andreas Kleinert (akDTs) zusammen gearbeitet, der die Idee zum RGFX-Format hatte.

Was ist IFF-RGFX ?

Das ist ein alternatives Grafik-Format für den Amiga. Es war als moderner Ersatz für das IFF-ILBM-Format gedacht, welches ja von seiner Leistungsfähigkeit veraltet ist. Die Kompression der ILBM-Bilder ist ja nicht berauschend. RGFX benutzt hierfür die Xpk-Packer. Damit erzielten wir teilweise bessere Kompressionen als PNG oder GIF. Auch ein Passwort-Schutz von Bildern ist mittels RGFX möglich. Leider hat sich das Format nicht durchgesetzt.

Eigentlich schade. Die Idee ist sehr gut. Wie erklärst du dir den Misserfolg ?

Ich denke, dass das RGFX-Format zu Amiga-spezifisch ist. Es ist nicht portabel auf andere Platformen wegen Xpk. GIF, PNG und JPEG bedienen heute die gesamte Internetszene, und das ist schlichtweg der Standard. "Warum soll man sich dann noch mit anderen Formaten herumschlagen ?" So dürften wohl die meisten denken, was ich allerdings auch verstehen kann.

Warum hast du dich entschieden, für den Amiga zu programmieren ?

Zum einen bin ich mit dem Amiga quasi aufgewachsen. Als Mitte der 90er Jahre viele auf den PCs wechselten, bin ich dem Amiga treu geblieben. Zum anderen weil der Amiga im Vergleich zum PC sehr leicht zu programmieren ist. Der PC ist unter Windows sehr komplex und nicht so einfach zu verstehen, wie der Amiga. Das hängt aber zum größten Teil einfach an den unterschiedlichen Paradigmen, die PC und Amiga vertreten.

Wie siehst du deine Zukunft auf dem Amiga ?

Im Moment habe ich aufgrund meines Studienabschlusses kaum noch Zeit für weitere Projekte, die ich eigentlich gerne noch machen würde. Daher betreibe ich zur Zeit nur reine Produktpflege. Wenn es mir die Zeit später mal erlaubt, wäre ich an einer Portierung von Digital Almanac für Linux sehr interessiert. Aber für ein paar nützliche Tools für PPC ist immer mal Zeit, so dass man im PD-Bereich noch öfters mal meine Programme finden wird.

Was sind deine Lieblingsspiele für den Amiga ?

Zur Zeit ist das Wipeout 2097. Das kann richtig süchtig machen. Daneben noch Doom, Quake und Descent. Vor allem Doom, weil es Hunderte von Levels auf dem Internet gibt. Es ist daher nie langweilig. Als alter C64-Fan liebe ich auch die C64er-Klassiker wie Summer Games u.a., die ich hin und wieder auf meinem Amiga mittels Emulator spiele.

Machst du den Job am Amiga hauptberuflich oder ist das für dich nur ein "Nebenjob". Was macht ihr Hauptberuflich ?

Ein Hauptberuf ist das Programmieren auf dem Amiga für mich natürlich nicht. Dafür ist die Software, die ich schreibe zu speziell und spricht daher nur ein recht kleines Klientel an. Im Hauptberuf bin ich daher noch Student. Die Einnahmen aus dem Verkauf von DA sind aber eine willkommene Zusatzquelle. Reich kann ich davon aber nicht werden.

Was vermisst du für den Amiga ?

Aus der Sicht des Programmierers vermisse ich vor allem ein natives PPC-AmigaOS. Ich finde es sehr traurig, dass Ex-Commodore den Quellcode des AmigaOS immer noch nicht veröffentlicht hat, obwohl der Zug von OS 3.1 seit über 5 Jahren abgefahren ist. Da kann auch das (wenn auch gut gemachte) OS 3.5 nichts ändern. Jetzt ist das leider zu spät. Projekte wie AROS oder MorphOS sind zwar eine schöne Spielerei, werden aber an der Tatsache nichts ändern, dass der Classic-Amiga ohne ein natives PPC-OS schon bald als kommerzielle Maschine aussterben wird. Das zweite, was ich auf dem Amiga dringend vermisse, ist ein gescheiter Internet-Browser. Zwar sind die exisitierenden drei Amiga-Browser (AWeb, IBrowse und Voyager) für den Normal-Anwender ausreichend, aber spätestens bei umfangreicheren Javaskript-Seiten ist Schluss. Daher fand ich es damals sehr schade, als das Amiga-Netscape-Projekt nach nur kurzer Zeit wieder eingestellt wurde.

Für welchen Amiga entwickelst du vermehrt. 68k oder PPC ?

Für beide CPUs. Ich schreibe die Software so, dass jede CPU genutzt werden kann. Natürlich macht es sehr viel Spaß für den PPC zu schreiben. Außerdem finde ich es sehr wichtig für den Classic-Amiga, dass PPC-Software geschrieben wird. Lange Zeit gab es keine richtige PPC-Software für den Amiga außer ein paar wenigen Packer-Tools. Leider muss ich dazu sagen, dass es erst seit Anfang letzten Jahres verstärkt sehr gute PPC-Software für den Amiga gibt. Aber auch hier gilt meiner Meinung nach: Sie kommt zu spät. Daher schreibe ich bei CPU-intensiver Software immer auch eine PPC-Version.

Welchen PPC-Kernel bevorzugst du ? PowerUP oder WarpOS ?

Ich verwende ausschließlich den WarpOS-Kernel.

Warum ?

Das liegt zum einen an der Programmiertechnik und zum anderen an den vorhandenen Compilern. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, weil es den Rahmen dieses Interviews sprengen würde. Aber WarpOS ist wesentlich komfortabler als PowerUP, weil es einem als Programmierer eine Menge Arbeit abnimmt. Ich denke, PowerUP war ein guter Einstieg in die PPC-Szene, aber WarpOS ist die konsequentere Anpassung an den Amiga. Das zeigt auch die Anzahl der PPC-Programme in den letzten Jahren. PowerUP wird immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Außerdem lassen sich 3D-intensive Programme nur unter WarpOS entwickeln (Warp3D, StormMesa etc.).

Apropos PPC. Was hälst du von MorphOS ?

Prinzipiell eine tolle Idee. Das Projekt zeigt auch, was die Amiga-Benutzer wirklich wollen, im Vergleich zu dem, was von offizieller Seite her vertreten wird. Die Benutzer wollen ein PPC-natives OS. Ich finde es einfach klasse zu sehen, welches Potential an sehr guten Programmierern es in der Amiga-Szene noch gibt. Leider baut MorphOS momentan auf PowerUP auf, aber das liegt wohl an den Leitern des Projektes, allen voran Ralph Schmidt von (ex-) Phase 5, die ja PowerUP entwickelt haben.

Desweiteren zeigt mir MorphOS, dass die Entwicklung eines 68k-Emulators auf dem PowerPC mit sehr guten Resultaten möglich ist. Ich glaube, wenn Amiga Inc. den Quellcode veröffentlichen würde, hätten wir aufgrund des hervorragenden Potentials an Programmierern innerhalb weniger Monate ein komplettes, natives PPC-OS und das wahrscheinlich noch kostenlos. Aber so wird der Classic-Amiga (fast schon bewusst ?) klein gehalten.

Planst du, den AmigaNG in Zukunft zu unterstützen oder arbeitest du bereits an einem solchen Projekt ?

Ich stehe dem AmigaNG sehr kritisch gegenüber. Nicht in Bezug auf seine Fähigkeiten, sondern in Bezug auf seine Durchsetzbarkeit auf dem Markt. Prinzipiell bin ich am AmigaNG schon interessiert, möchte aber die Entwicklung erst mal abwarten. Falls der AmigaNG sich im kommenden Jahr einen Platz innerhalb der Windows-, Mac- und Unix-Welt erobern kann, so liegt eine Unterstützung des AmigaNG durchaus im Bereich des Möglichen.

Wirst du, wenn der AmigaNG erschienen ist, auch weiterhin den Amiga-Classic unterstützen ?

Ich denke schon. Das ist wie mit Autos. Selbst wenn man einen Porsche in der Garage stehen hat, so macht es doch genauso viel Spaß an einer Ente herumzuschrauben und diese auch zu fahren, oder ? :-) Ich kann aber für diesen Fall nur hoffen, dass die Portierung von Programmen zwischen Classic und NG so leicht ist, wie es uns Amiga Inc. verspricht.

Planst du auch Projekte von dir auf anderen Plattformen zu veröffentlichen ?

Im Moment nicht. Mir fehlt einfach die Zeit. Eine Portierung von DA auf dem PC musste ich leider aufgeben. Aber wie ich schon erwähnte, ist eine Portierung nach Linux bzw. AmigaNG möglich und würde mich selbst sehr interessieren. Im Moment arbeite ich in meiner Freizeit an einer Portierung nach MorphOS.

Bist du auch dafür, Amiga Spiele - unbeachtet das Umfanges - generell auf CD-ROM zu veröffentlichen und wie siehst du die Zukunft von DVD am Amiga ?

Oh, das sind ja gleich zwei Fragen.

Zu 1. Generell ja. Jeder Amiganer heute hat ein CD-Laufwerk. Floppies sind heutzutage nicht mehr zumutbar, desweiteren können Sie leicht beschädigt werden. Egal wie groß ein Spiel vom Umfang her auch ist, es sprechen viele Argumente für die CD, aber keines für Floppy.

Zu 2. Die DVD wird auf dem Classic-Amiga keine Zukunft haben. Zum einen käme sie zu spät, zum anderen fehlt dem 68k-Amiga die Rechenpower für DVDs. Da der AmigaNG mit moderner schneller Hardware daherkommt, ist es wohl nur normal, dass die DVD auch dort Einzug halten wird. Aber auch hier gilt, dass sich der AmigaNG erst durchsetzten muss.

Welchen Rechner benutzt du privat ?

Neben meinem A4000 mit PPC benutze ich noch einen PC unter Win95, den ich aber nur selten benutze (Textverarbeitung und so). Ab und zu benutze ich noch LinuxPPC auf meinem Amiga, vor allem wegen Netscape und der Java-Engine unter Linux.

Was hälst du von der momentane Lage des Amigas ?

Der Classic-Amiga ist für mich tot. Der Markt für kommerzielle Software ist bricht langsm zusammen. Es kommt kaum noch professionelle Software heraus. Daher Hut ab vor Programmen wie AmigaWriter 2 oder Wildfire, die erst vor kurzer Zeit erschienen sind.

Als Beispiel für die Misere möchte ich hier Heretic II und das OS 3.5 heranziehen. Beide Programme hinken mit den Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen hinterher. Es wundert mich daher nicht, dass viele Ankündigungen nicht mehr realisiert werden können, weil die Nachfrage zu klein oder eine Umsetzung zu teuer ist. Auch bei der Hardware sieht es nicht anders aus. Immerhin werden noch PPC-Boards und Permedia-Grafikkarten in genügender Menge verkauft, aber nur deswegen, weil diese Hardware für den Classic-Amiga essentiell geworden sind und sie auch fast jeder haben möchte. Aber alles andere wird mangels Kundschaft wohl nicht mehr zu realisieren sein. Angeblich soll zwar im nächsten Jahr eine G3-Karte für den Amiga erscheinen, aber daran zweifle ich sehr. Genauso sehe ich das mit dem PCI-Projekt für den A1200. All diese Entwicklungen kommen um Jahre zu spät !

Allerdings wird der Classic-Amiga mit Sicherheit als Nischen-Rechner noch lange bestand haben. Dafür zeugt die PD-Szene, die immer noch fast genauso fleißig ist, wie früher. Hier sehe ich auch die Zukunft des Classic-Amigas. Auf dem Aminet lauert ein riesiges Potential an freier Software, die an so manche professionelle Software durchaus herankommt.

Was hälst du vom SDK ?

Für den Programmierer endlich mal eine neue Herausforderung. Das SDK hat all das, was wir Classic-Amiganer uns schon lange gewünscht haben (Platformunabhängigkeit, schnelle Java-Engine etc.). Ich finde es nur schade, dass es momentan nur unter Linux-Intel läuft. Daher habe ich es mir noch nicht zugelegt.

Hat das neue AmigaOS überhaupt eine Chance gegen den PC ?

Von der Qualität der auf jeden Fall. Aber ob es gegen die Masse ankommt, wage ich zu bezweifeln. Windows ist DER Standard in der internationalen Computerwelt, die PowerMacs beherrschen den Grafik- und DTP-Markt und Unix hat große Teile der Server- und Netzwerk-Szene unter sich.

Ich denke, wenn der AmigaNG sich auf Platz 4 unter den obigen OS einreihen kann, so wäre das schon fast eine Sensation. Verdrängen aber wird das AmigaNG die genannten System nicht. Der AmigaNG wird eher ein OS für Programmierer und spezielle Computeranwender werden. Ein Massenprodukt in Dimensionen von Mac oder Windows wird es nicht werden, weil jeder Kleinanwender, was ja die Mehrheit ausmacht, sich eher einen PC kaufen wird. Die Kleinanwender wollen ein Computer, den sie einfach einschalten können und los gehts. Programme werden dann in diversen Computermärkten gekauft. Und da hat der PC bekanntlich die Nase um Längen vorraus.

Wird der AmigaOne deiner Meinung nach dem Classic Amiga schaden ?

Nein. Das ist wie Äpfel und Birnen... sie sind ähnlich, aber doch nicht zu vergleichen. Der AmigaOne ist nur die konsequente und notwendige Fortsetzung des Classic-Amigas. Der Wechsel wird ähnlich sein, wie vom alten Apple II zum PowerMac, oder vom C64 zum A1000 - auch wenn der Vergleich hier vielleicht etwas hinkt. Der Classic-Amiga wird noch lange gepflegt werden, aber der neue AmigaOne wird schliesslich im Bereich der Anwendungen den Classic-Amiga langsam aber sicher verdrängen. In ein paar Jahren werden wir Classic-Programme ohnehin nur noch auf Amiga-Emulatoren sehen, weil nach und nach die alte Amiga-Hardware kaputt geht.

Wie stellst du dir genau den Amiga der Zukunft vor ?

Das ist schwer zu beantworten, denn mein Wunschdenken kommt hier mit der Realität wohl zu arg in Konflikte. Mein Wunsch-Amiga wäre ein auf einem G4 oder Pentium III basierender Rechner. Das OS müsste all die Fähigkeiten haben, die wir vom Classic-Amiga her kennen, zusätzlich aber noch die Fähigkeiten, durch die sich heute Betriebssysteme wie Linux oder Mac auszeichnen. Desweiteren sollte man in der Lage sein, jede beliebige PCI-Steckkarte in den neuen Amiga einzubauen, genau wie unter einem PC auch.

Viele Amiganer verlangen, dass der zukünftige Amiga 100% OS-kompatibel zum Classic-Amiga sein soll, aber ich persönlich bin in diesem Punkt dagegen. Dadurch bläht man das neue OS nur unnötig auf und es schmählert damit dessen Effizienz. Damit würde Amiga den gleichen Fehler begehen, den wir schon von Windows her kennen. Ein unübersichtliches und fehleranfälliges OS wäre die Folge. Die Entwicklung der modernen CPUs ist mittlerweile derart voran geschritten, dass eine Emulation des Classic-Amigas auf zukünftigen Rechnern völlig ausreichend ist. Schon bald werden CPUs von der Geschwindigkeit her einen 68060 emulieren können. Spätestens dann ist die Frage nach Kompatibiltät des AmigaNG unherheblich.

Glaubst du, dass der Amiga Classic jemals wieder so erfolgreich werden kann wie zu seiner Anfangszeit ?

Nein. Wie ich oben schon erwähnte, geht im kommerziellen Bereich der Classic-Amiga seinem bitteren Ende entgegen. Nur im PD-Bereich wird er uns allen erhalten bleiben. Warte mal noch ein oder zwei Jahre ab, dann werden die ersten größeren Programme im Aminet von PCs aus stammen, welche unter UAE entwicklelt wurden.

Glaubst du, ob der AmigaNG auch nur ansatzweise so erfolgreich werden kann wie damals der Amiga bei seiner Einführung ? Immerhin gibt es jetzt ja wesentlich mehr leistungsstarke Konkurrenz.

Genau das ist die Schwierigkeit. Vor 15 Jahren war der damalige Amiga praktisch ohne Konkurenz gewesen und war wegweisend für die gesamte Computerwelt. Heute haben Windows und Mac die Führung in der Hand und werden diese auch nicht so schnell abgeben. Aber ich glaube, dass der neue Amiga in bestimmten Bereichen durchaus eine Chance hat, ein Wörtchen mitzureden. Aber das hängt vor allem von der Markstrategie ab, wie der neue Amiga eingeführt und weiterentwicklet wird. Ich kann daher Amiga Inc. nur wünschen, dass sie nicht die gleichen Fehler begehen, wie damals Commodore und seine Nachfolger.

Was hälst du vom Insolvenzverfahren von Phase 5 ?

Schade, dass es soweit gekommen ist. Imerhin haben wir P5 den PPC und den 68060 zu verdanken. Natürlich auch die hervorragenden Grafikkarten. Ohne P5 wäre der Amiga wahrscheinlich schon vor 5 Jahren zu Grunde gegangen. Ich finde es nur schade, dass P5 uns Amiganer so lange den wahren Zustand ihrer Firma verscshwiegen hat. Offenbar war P5 ja schon im Minus gestanden, als man uns mit dem G3/G4-Projekt den Mund wässrig machte, uns dann aber durch den überraschenden Konkurs wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat. Dies hatte zur Folge, dass ich heutzutage keinen Ankündigungen mehr Glauben schenke.

Das klingt alles so, als ob du ein wenig verbittert über die Lage des Amigas bist.

Ja, in gewisser Weise bin ich das. Durch eine falsche Marktpolitik hat Commodore schon kurz nach dem Erfolg der A500 und A2000 quasi gleichzeitig auch dessen Todesurteil unterschrieben. Ich denke, wenn Commodore damals so konsequent mit Motorola zusammengarbeitet hätte, wie es Microsoft mit Intel tut, dann hätten wir schon 1994 einen PowerAmiga gehabt und nicht erst 1997.

Was stinkt dir noch an der momentanen Amiga-Situation ?

Auch hier möchte ich als Programmierer sprechen. Mich nervt es an, dass die Amiga-Szene ständig mit konkurrierenden Systemen konfrontiert wird. Allen voran die Systeme PowerUP/WarpOS und CyberGraphX/Picasso 96. Damit spaltet man die Szene. Man hätte sich von Anfang an auf einen Standard einigen müssen. Ich bin hier zumindest froh, dass beim Erscheinen des OS 3.5 WarpOS von Amiga als offizieller PPC-Kernel unterstützt wird.

Hast du eigentlich eine eigene Homepage ? Wie lautet die URL ?

Ja. Sie lautet http://www.soft-ware.de/dalmanac.
Hier können Interessierte alles über die aktuelle Version von DA III und andere Projekte erfahren.

Kann man dich am besten per e-mail oder snailmail erreichen ?

Am besten per email unter achimste@gmx.de.

Wer aber keinen Internet-Anschluss hat, kann mich aber auch unter Snailmail erreichen:
Achim Stegemann
Kirschgartenstr. 69
69126 Heidelberg


Wie gefällt dir die Amiga Future ?

Es ist das beste deutschsprachige Magazin, welches speziell für Spiele gedacht ist. Da macht ihr einen guten Job.

Hast du ein Maskotchen ?

Nicht direkt, aber in meinem Arbeitszimmer habe ich ein großes Poster von Mr. Spock hängen, dem wohl einzigen vernünftigen "Menschen" dieses Planeten :-)

Was sind deine Hobbys ?

Hauptsächlich die Programmiererei. Aber in meinen Mußestunden spiele ich sehr gerne Bass und Gitarre. Desweiteren koche ich sehr gerne asiatisch. Und natürlich nicht zu vergessen, die Astronomie. Allerdings bin ich hier kein fanatischer Sterngucker, der sich im winter in die klirrende Kälte setzt, nur um sich den Orion anzuschauen.

Was ist dein Lieblingsfilm ?

Ich liebe Science-Fiction-Filme, vor allem Star Trek. Und ich bin ein großer Fan von Äktschn-Arnie !

Was hälst du von solchen langen und vor allem lästigen Interviews ? :)

Es gibt schlimmeres im Leben und.. ich habe es überlebt ! :-)

Was willst Du den Raubkopierern sagen ?

Leute.. vergesst es. Auf dem Amiga lohnt sich das nicht mehr. Und wenn ihr es dennoch tut, so zerstört ihr jegliche noch vorhandene Begeisterung, für diesen tollen Rechner überhaupt noch etwas zu entwickeln. Solange jemand für sich selbst ein Programm von jemand anderem kopiert, so ist das seine Privatsache. Aber wenn solche Kopien auch noch verbreitet werden, so ist das schlichtweg Betrug an denen, die Geld und Zeit in ihre Projekte gesteckt haben.

Vielleicht noch ein Wort zum Schluß ?

Danke für das Interview, hat mir viel Spaß gemacht. Und weiterhin viel Erfolg für die AF.